Mehr Alterswohnungen und ein durchlässigeres Angebot

Interview mit Andreas Hauri

Auf dem Hintergrund der demographischen Veränderungen hat die Stadt Zürich eine Altersstrategie vorgestellt, welche auch von politischer Seite breit unterstützt wurde. Um was geht es im Kern?

Wir wollen, dass die Zürcherinnen und Zürcher so lange wie sie es wünschen und es gesundheitlich geht in ihrem angestammten Umfeld leben können. Dafür setzen wir mit der neuen Altersstrategie die Rahmenbedingungen. Notwendig sind auch mehr altersgerechte und bezahlbare Wohnungen. Dabei soll das Wohnangebot für ältere Menschen auch vielfältiger und durchlässiger werden. Die Altersstrategie fokussiert zudem sehr auf die Quartiersebene, möglichst viele Leistungen sollen dezentral und nahe bei den Betroffenen abgedeckt werden können.

Die Umsetzung der beschlossenen Massnahmen ist sehr breit und setzt eine breite Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Departementen und zuständigen Fachleuten voraus. Wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?

Die Projektorganisation ist in der Tat komplex. Wir haben Projektgruppen zu allen 44 Massnahmen, in diesen Gruppen wird departementsübergreifend und auch teilweise mit externen Stakeholdern zusammengearbeitet. Denn auch bei der Umsetzung der Massnahmen ist uns die Mitwirkung und die Kooperation mit den verschiedenen Organisationen im Altersbereich ein wichtiges Anliegen. Die Herkulesaufgabe ist natürlich alle Fäden zusammenzuhalten und zu koordinieren. Dafür ist die Projektleitung in meinem Stab zuständig.

Wenn wir auf die zukünftige Entwicklung der nächsten 5-10 Jahre blicken, was sind die Ihrer Meinung nach wichtigsten Meilensteine? 

Da wird es einiges geben. Bereits in diesem Jahr entsteht eine neue online Altersplattform mit allen Angebote und Dienstleistungen der Stadt Zürich. Wir sind daran die Bau- und Angebotsplanung unserer Altersinstitutionen neu auszurichten. Bei jedem Standort prüfen wir ob weitere Angebote im Quartier entwickelt werden sollen und in welchen Bereichen zusätzliche Synergien genutzt werden können. Weiter entwickeln wir in der Stadt ein Modell, das es auch einkommensschwachen Personen ermöglicht, mit zusätzlicher Unterstützung länger zuhause zu bleiben.

Wo sehen sie den dringendsten Handlungsbedarf in den Themen Wohnen und Betreuung?

Dringendster Handlungsbedarf im Bereich Wohnen ist sicher die Anzahl verfügbarer Alterswohnungen. Davon braucht es mehr in der Stadt. Zudem möchte ich den alten Menschen insgesamt mehr Vielfalt bieten. Vielfalt bedeutet konkret, dass wir unterschiedliche Wohn- und Betreuungsformen anbieten wollen, seien es Alterswohnungen, Alters-WGs, gemischte Wohngemeinschaften, Wohngemeinschaften für mediterrane Bevölkerungsgruppen oder, wie soeben entstanden, ein Modell für Menschen der LGBTQ-Gemeinschaft.

Das Angebot für die ältere Gesellschaft soll durchlässiger werden. Das bedeutet, dass die Synergien zwischen den bestehenden Angeboten wie Alters- und Pflegezentren, Alterswohnungen, Spitex und Spitälern besser genutzt werden. Ein konkretes Beispiel wird sein, dass Menschen aus einer Alterswohnung die kulinarischen und kulturellen Angebote der Alterszentren im Quartier nutzen können. Oder dass Pflege- und Alterszentren gewisse Leistungen in Alterswohnungen erbringen können wie Mahlzeitendienst oder Betreuungsangebote.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie nehmen Sie den Zeitabschnitt in der “3. Lebensphase” wahr, d. h. im Alter von rund 60-80 Jahren?

Ich sehe eine Fülle an unterschiedlichen Lebenssituationen. Auf der einen Seite die fitten Rentnerinnen und Rentner, die ihr Leben aktiv gestalten, unternehmungslustig und sehr selbständig sind. Am anderen Ende alte Menschen, die gesundheitlich angeschlagen und sehr vulnerabel sind. Wir wissen alle nicht, in welcher Situation wir einmal sein werden. Die grosse Herausforderung für uns als Stadt ist es, all diese Situationen zu berücksichtigen und unsere Angebote und Dienstleistungen bedarfsgerecht auszurichten.

Ihre Antworten sind der Ausgangspunkt für verschiedene Workshops zu innovativen Entwicklungen. Auch sie können dabei sein, wenn sie das möchten. Wir wollen gemeinsam die Zukunft aktiv gestalten und innovative Ideen und Lösungen entwickeln mit denen sie leben wollen. Was können sie gewinnen? Sie sind Teil einer spannenden und interessanten «Community», erhalten die Auswertung der Umfrage, haben Einblick in spannende Blogbeiträge und können an der abschliessenden Veranstaltung Ende Jahr dabei sein an der die neuen Ideen vorgestellt werden. Selbstverständlich werden alle Daten vertraulich behandelt. Wer sind wir? AIAS ist ein Verein und arbeitet mit Stiftungen und der Stadt Zürich zusammen. Sie möchten mehr über uns und das Projekt wissen? Im Flyer (link) finden sie mehr Informationen. Sie haben noch Fragen? Gerne können sie sich bei hello@aias.team melden.